Immer jung bleiben?

Veröffentlicht auf von ky kyde


Irgendwann sind wir nicht mehr jung, obwohl wir heute mit dem Gefühl durchs Leben gehen, immer jung sein zu wollen. Unser Wachstum ist früh abgeschlossen, unser Gehirn ist früh entwickelt, unsere Zellen regenerieren sich ständig und wir halten uns dabei für jung, tun etwas dafür, halten uns fit und also jung.

Dennoch, ob wir es wollen und akzeptieren oder nicht, irgendwann holt uns unser Alter ein, aber auch dann halten wir uns in dem Glauben noch jung zu sein. Forever young, für immer jung, das gibt es trotzdem nicht. Aber wir dürfen so leben. Unsere Gene setzten uns ebenso eine Grenze, wie die Konsumwelt: mit fünfzig beginnt man uns auszusortieren und wir müssen uns anstrengen dazu zu gehören. Beginnen doch auch schon ab Zwanzig zelluläre Rückschrittsphasen und ab fünfzig, sechzig, siebzig immer aktivere Prozesse des Verfalls von Zellen in uns, die mehr und mehr optischen und organischen Verschleiß offenbaren.

Wir zeigen heutzutage eine offensive mentale Gegenhaltung, die nie zuvor dermaßen auftreten konnte und durch Medizin, Ernährung, Ausgleichsgestaltung und moderne Lebensführung unterstützt werden kann. Immer mehr schaffen locker die Achtzig, ja sogar die Neunzig. Es werden immer mehr, die immer älter werden. Dabei steht sogar dagegen, dass schon Teenager in Depressionen verfallen. Welch ein Gegensatz, der offenbar unberührt bleibt für den Altersanstieg.

Je älter wir werden dürfen, desto mehr treffen sich in uns Kindheits- und Erwachsenensymptome zusammen, die sich aus der Medien- und Konsumkulter zu versorgen scheinen. Irgendwann wollen wir aber doch die zermürbende Phase der Reife erreichen, bis zur Überreife, wenn es sein kann. Diese Reife lassen wir ungern vergehen, halten sie solange als möglich, genießen die Früchte des Alters immer ungehemmter. Welch ein Fortschritt? Muss man staunend feststellen. Altern als eine Begleiterscheinung, für immer mehr, bis sie schon hundert Jahre alt sind? Die Tendenz lässt es annehmen. 

Wie lässt sich das dann vereinbaren, wie lassen sich alle unterhalten und versorgen, stoßen wir irgendwann an eine Grenze, die zu viele Jahre nicht mehr zulässt? Wird es ein Limit geben müssen, da nicht genügend soziale Versorgung möglich ist, oder zu viele Menschen die Räume beanspruchen oder die Jüngeren die Alten verdrängen wollen? 

Wir lassen uns ins Alter tragen, bis uns keiner mehr tragen will. Was für jeden der Fall sein wird, das bestimmt dann irgendwann doch das Alter. Schaue sie dir heute schon an, wie viele der Alten daher gehen, als hätte man sie ins Abseits geschoben. Wie wird es den vielen mehr, die folgen, morgen ergehen? Woher nehmen wir die Sorglosigkeit, dreißig oder sogar vierzig Jahre Rentenzeit genießen zu wollen? Wird man uns den Riegel vorschieben und die bald unbezahlbaren Pflegeheime vorenthalten? Noch sieht es nicht so aus. Aber wielange noch? 

Fragte sich Ky in seinen Aproposen.
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L
Wir haben dieses Jugendfeeling heute doch in der Mehrheit intus. Wo die Gene Alter dominieren lassen, dort bleibt es so, aber dem Einfluss der Zeit kann sich kaum einer verwehren. Wir werden immer mehr zu streamlinern. Wie wollen wir uns dieser konkreten medialen Welt auch erwehren? Immer weniger bleiben außen vor. Aber Alt sein wird auch völlig umgekrempelt, da bin ich sicher. So wie heute, können wir uns das nicht mehr lange leisten. Wohl denen, die schon in Rente sind.Jess
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