Geschmacksache

Veröffentlicht auf von ky.kyde

Über Geschmack lässt sich nicht streiten

Gerne möchte man dieses Sprichwort einem römischen Feinschmecker in den Mund legen, immerhin gehen ja die „lukullischen Genüsse“ auf den römischen Feldherrn Lucullus zurück, doch es stammt nicht aus der Antike, sondern ist der Gourmet-Nation schlechthin, Frankreich, zuzu­schreiben. Erwähnt wird es beim bedeutenden französischen Schriftsteller und Gastrosophen Jean Anthelme Brillat-Savarin, der mit seinem 1826 er­schienenen Werk „Physiologie du goût“ („Physiologie des Geschmacks“), einer geistreichen Auseinandersetzung mit der Kochkunst, als einer der Begründer der modernen Gastronomiekritik gilt. Er soll es wiederum vom spanischen „Sobre gustos no hay nada escrito“ („Über Geschmäcker steht nichts geschrieben“) abgeleitet haben, während die Scholastik auch die Variante „De gustibus et coloribus non est disputandum“ kennt, also: „Über Geschmack und Farben lässt sich nicht streiten.“ Böse Zungen mögen behaupten, dass dieser Zusatz nur deshalb aufgenommen wurde, um Kunstkritiker zu ärgern. Denn diese legen ja vorliegendes Sprichwort, das in der gängigen Interpretation das subjek­tive Geschmacksempfinden betont, gerne so aus, dass guter Geschmack über jede Diskussion erhaben sei.

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